Bio- und Fair-Trade-Siegel – Wieviel Fairness und Nachhaltigkeit sind bei einem der weltweit wichtigsten Handelsgüter überhaupt möglich?
Das ist eine gute Frage. Mich persönlich hat der Zertifikatehandel noch nicht überzeugt. Einmal im Jahr bin ich auf Ursprungsreise, auch hier zeigen sich die meisten Farmerinnen und Farmer wenig begeistert von den Siegeln. Sie werden ja als erstes zur Kasse gebeten für das Zertifikat und für das Auditing vor Ort. Wenn überhaupt eine Prüfung stattfindet und nicht einfach nach Zahlungseingang ein Zertifikat verschickt wird. So hab ich’s zumindest in El Salvador mitbekommen. Die Grundfrage der sozialen Fairness ist: How much gets the farmer. Das beantwortet leider kein Siegel. Hinzu kommt, dass einzelne Kleinbauern sich alleine gar nicht zertifizieren lassen können. Sie sind systematisch ausgeschlossen von der vermeintlichen Fairness. Hier gibt’s auf Seite der Zertifizierer noch einigen Verbesserungsbedarf. Quijote Kaffee in Hamburg zeigt als Röster, wie maximale Transparenz aussehen kann, die GEPA z.B. scheint als Organisation die Fairness auch anders zu interpretieren, Amarella oder Finca Finest als Rohkaffeeimporteur usw. Am Ende ist auch immer die Frage, wieviel Fairness und Nachhaltigkeit wir als Konsumenten einfordern.
Mehr dazu im Interview mit dem Crema Magazin